Die letzten 20 Jahre des 20. Jahrhunderts in
Südtirol: "Noch stand vieles auf der Kippe: um 1980 war die
Autonomie ein Experimentierfeld - Neuland für die zentralistisch
geeichte Staatsbürokratie, Neuland für die erst aufzubauende
autonome Lokalverwaltung: In der deutschen Bevölkerung gab es
Zweifel, ob der Staat Italien diesmal die Vereinbarungen einhalten
würde, in der italienischen Bevölkerung fürchtete man den Verlust
von Sicherheit und Vormacht. (...) Das 'Modell Südtirol' hielt der
Bewährungsprobe stand: 1992 wurde der seit 1960 vor der UNO
anhängige Streitfall zwischen Österreich und Italien formell
abgeschlossen, die Südtiroler Autonomie wuchs sich zum üppig
bezuschussten Provinzparadies aus. Mit dem Abtritt dre
Vätergeneration um Silvius Magnago erlebte Südtirol einen
politischen Stil- und Paradigmenwechsel - von der Defensivpolitik in
die Offensive, vom Schutz zum Machtsystem. Mit Luis Durnwalder
begann die Ära des lustvollen Ausschöpfens eines europäischen
Sonderstatus." (Hans Karl Peterlini: Die Bewährungsprobe. Die
Südtiroler Autonomie zwischen Terror und Normalisierung. In: Das 20.
Jahrhundert in Südtirol, Bd. V, hg. von Gottfried Solderer, 34-61)